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Dreizehn Gesundheitstipps die sie fast nichts kosten

- oder sogar Geld sparen

Alle Angaben ohne Gewähr, sie ersetzen keine ärztliche Beratung oder Behandlung. Keine Gewähr für externe Links. Ein fehlender Hinweis auf einen Markennamen oder eingetragenes Warenzeichen bedeutet nicht, das dieses frei verfügbar ist.

1) Einfach im Auto anschnallen bzw. einen Helm auf dem Rad tragen.

Sicher, das weiß jeder, nur mir tut nach 10 Jahren im Schockraum, den OP-Sälen und Intensivstationen einer Uniklinik allein schon der Anblick eines lose baumelnden Sicherheitsgurtes weh. Auch wird besser die Frisur durch einen Radhelm gedrückt, als unser Hirn bei einem Unfall gequetscht. Ohne diesen Zentralrechner sind wir mit den komplexen Aufgaben in Beruf und Familie hoffnungslos überfordert. Ein schweres Schädel-Hirn-Trauma reißt viele junge Menschen aus der Mitte ihres Lebens und macht in Deutschland 4000 von ihnen jedes Jahr zu dauerhaften Pflegefällen. Gehen Sie nicht davon aus, dass nichts passieren wird, denn nicht jeder Verkehrsteilnehmer ist auch verkehrstüchtig! Anschnallen kostet nichts, ein Fahrradhelm nur 2-5 Cent/Tag (35-130 Euro, 5 Jahre lang getragen). .

2) Mit dem Rauchen aufhören.

Was ist dekadenter: eine Uhr für 9000 Euro am Handgelenk oder jeden Tag ein Päckchen Zigaretten? Klar, viele Uhren messen für deutlich weniger Geld etwa die gleiche Zeit. Aber nach vier Jahren ist das Schmuckstück immer noch 6000 Euro wert, dagegen sind die 30.000 Zigaretten nur noch Asche. Davon abgesehen sterben Raucher im Schnitt 12 Jahre früher oder japsen beim Treppensteigen schon nach einer Etage. Einfach Aufhören sagt sich leicht. Die Tabakindustrie hat lange daran gearbeitet, dass man "bei der Stange bleibt". Nikotin stimuliert unser Belohnungssystem im Kopf, so ist Nikotinverzicht erst einmal ist richtiger Stress. Unruhe, Schlafstörungen und schlechte Laune sind normal. Deshalb absolviert man seinen Rauchstopp am besten dann, wenn ansonsten die Lebensumstände angenehm sind, z. B. im Urlaub. Wer nicht von jetzt auf gleich aufhören kann oder will, kann

- seine tägliche Zigarettenzahl senken, oder

- mit Medikamenten den Appetit auf Zigaretten bremsen.

Am seltensten gelingt mit Nikotinpflastern und/oder –Kaugummis der dauerhafte Verzicht. Die verschreibungspflichtigen Medikamente Bupropion und Vareniclin schneiden statistisch etwas besser ab, sind jedoch nicht billig (etwa soviel wie ein Päckchen Zigaretten/Tag) und müssen in Deutschland selbst bezahlt werden: Nikotinentwöhnung zählt als „lifestyle“-Problem im „Gemeinsamen Bundesausschuss“ von Krankenkassen und niedergelassenen Ärzten. Dazu löst Bupropion in 0,1 - 1% epileptische Krampfanfälle aus. Sehr günstig ist Cytisin, ein Stoff aus der Goldregen-Pflanze. Vor mehr als 60 Jahren wurde es in Bulgarien als Medikament (Tabex®) zugelassen. Bis 1989 wurde es in ganz Osteuropa vertrieben und kann in der EU rezeptfrei aus Polen bezogen werden.(1) Asmoken® ist der gleiche Wirkstoff, nur wesentlich teurer über deutsche Apotheken erhältlich. Cytisin setzt am „α4β2-nikotinergen Acetylcholinrezeptor“ an bremst dort das Nikotinverlagen. Vareniclin ist ein synthetischer Cytisin-Nachbau und zeigt ebenso doppelt so hohe Abstinenzraten als unter Nikotinpflastern. (2, 3) Es ist aber deutlich teurer als Cytisin, weil umfangreiche Studien für die Zulassung verlangt wurden. Bei gleicher Wirkung sollten neben der Packungsbeilage von Tabex auch die Einschränkungen von Vareniclin beachtet werden: (4, 5)

• Vareniclin kann schwindlig und müde machen. Solange die individuelle Reaktion offen ist, sollte auf das Bedienen von Maschinen und Autofahren verzichtet werden.

• Vorsicht mit Alkohol: Wirkverstärkung, aggressives Verhalten und Gedächtnislücken sind möglich.

• Bei Epilepsie, Depression oder Herzerkrankungen sollte man sich erst ärztlich beraten lassen, auch wenn nach aktuellem Stand keine Verschlechterung zu befürchten ist.

• Bei allergischen Hautreaktionen sollte das Mittel sofort abgesetzt und ärztliche Hilfe gesucht werden.

Tabakstopp ist Stress. Unruhe, Schlafstörungen und schlechte Laune sind normal. Dagegen bessern Nikotin, Vareniclin und Cytisin kurzfristig unsere Gefühlslage durch Stimulation des körpereigenen, sogenannten „dopaminergen“ Belohnungssystems. Langfristig geht es uns aber ohne Rauchen psychisch besser, das ist statistisch belegt. Befürchtungen, dass Vareniclin Depressionen oder Selbsttötungen provoziert, haben sich glücklicherweise nicht bestätigt.(6) Kommt es unter Cytisin bzw. Vareniclin zu psychischen Auffälligkeiten, sollte das Mittel abgesetzt und ein Arzt aufgesucht werden. Ebenso gab es Berichte über Herzinfarkte und Rhythmusstörungen; in größeren Analysen war das Risiko aber nicht erhöht.(7) Natürlich ist bei Brustschmerzen oder Luftnot der Rettungsdienst zu alarmieren, erst recht im Falle von langjährigen Rauchern!

Aber trotz aller Medikamente bleibt Tabakverzicht Kopfsache. Die Erfolgschancen sind besser, wenn der/die Partner/in nicht raucht oder mit aufhört. Ausstiegshilfe: rauch-frei.info

(1) Cytisin: Evidenzbasierter Rauchstopp, Dt. Ärztebl, 18.12.2014 (2) Tabex. Dt. Ärztebl, 29.9.2011 (3) Walker N NEJM 2014; 371:2353- 2362 (4) www.pfizermed.de/fileadmin/produktdatenbank/pdf/009995_ freigabe.pdf (5) Tabex®-Packungsbeilage (6) JR Hughes. Nicotine & tobacco research. 8.1.2015. (7) EJ Mills. Circulation. 2014:129, Nr. 1, 28–41.

3) Auslandskrankenversicherung

Hat man im Ausland eine schwere Krankheit oder einen schweren Unfall erlitten, kann eine Auslandskrankenversicherung (für 10-60 Euro/Jahr) dem Verletzen zehntausende Euro für die medizinische Behandlung und für den Rückflug im Ambulanzjet ersparen

Finanztest 5/2016: Einsatz in den Bergen (Euro 1,50)

Finanztest 6/2015: Absichern beim Aufstieg, Reisekrankenversicherung (Euro 2,50)

Die Mitgliedschaft im Deutschen Alpenverein deckt weltweit Such-, Bergungs- und Rettungskosten bis 25.000 Euro und die medizinische Behandlung von Unfällen ab. Sie lohnt sich für Bergsteiger und Wanderer die auch von den übrigen Vergünstigungen profitieren, zum Beispiel beim übernachten in Alpenvereinshütten.

4) Impfung gegen Papillomviren (HPV)

Mädchen und Jungen haben vom 9. bis einen Tag vor dem 18. Geburtstag darauf Anspruch. Danach, meist bis zum 25. Lebensjahr, werden die Kosten für den Impfstoff - ca. 480 Euro (!), teils auch der Impfung selbst (ca. 30 Euro) von vielen gesetzlichen Krankenkassen im Nachhinein erstattet. Humane Papillomviren sind Auslöser für Gebärmutterhalskrebs, Peniskarzinom und Feigwarzen. In Deutschland erkranken jährlich über 4000 Frauen am Gebärmutterhalskrebs (11/100.000 Frauen/Jahr) und über 1500 sterben daran. Männer sind wie Frauen Virusüberträger und ein (sehr seltenes) Peniskarzinom sollte sich jeder ersparen.

5) Ab 35 Jahre: Medizinische Check-up´s.

Gesetzlich Versicherte haben darauf alle drei Jahre Anspruch. Dabei wird nach Beschwerden gefragt, der Mensch von Kopf bis Fuß gründlich untersucht und abgehorcht. Im Blut wird Cholesterin und Blutzucker gemessen. Eine Urinprobe rundet das Ganze ab. Ziel ist die Erkennung von häufigen, schleichenden Krankheiten wie zu hohes Cholesterin, Diabetes oder Bluthochdruck. Für ein zusätzliches Hautkrebsscreening empfehle ich in Mainz eine/n Dermatologin/Dermatologen.

6) Ab 40 Jahre täglich 800 E Vitamin D, wenn man nicht täglich mindestens eine halbe Stunde Sonne tankt, so daß der Körper selbst genug Vitamin D bilden kann.

Bei täglich weniger als 15 - 30 min Sonnenlicht an Gesicht und Armen wird zu wenig Vitamin D gebildet. Außerdem haben Raucher, Übergewichtige oder Bewegungsmuffel niedrige 25-Hydroxy-Vitamin D-Blutwerte.

• Spiegel unterhalb von 12 ng/ml (30 nmol/L) führen bei Kindern zu Rachitis (Knochenverbiegung), bei Älteren zu Osteoporose (morsche Knochen). Hochdosiertes Vitamin D gleicht das aus (20.000 Einheiten/Woche).

• Bereits Spiegel unter 20 ng/ml (50 nmol/L) erhöhen die Sterblichkeit durch Atemwegs-, Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen! Durch die tägliche Einnahme von 800 E Vitamin D lässt sich das ändern.(1) Auch Diabetes wird bei Vitamin D-Mangel öfters diagnostiziert.

• Selbst bei niedrig-normalen Werten von 20 - 30 ng/ml (50 - 75 nmol/L) sind bei täglicher Einnahme von 800 - 2000 E Vitamin D Atemwegsinfekte seltener.(2)

• Ohne nachgewiesenen Mangel sind 20.000 E Vitamin D pro Woche zu viel: Das Risiko für Nierensteine steigt! Wer mit dem Messen oder Verkauf von Vitaminen Geld verdient, setzt die Untergrenzen oft höher an: Das ist unseriös. Bei weniger als 30 Minuten Sonne pro Tag sind die Spiegel sehr wahrscheinlich niedrig und ohne Messung können 800 E/Tag eingenommen werden. Ob´ s ausreicht, zeigt die Kontrollmessung sechs Monate später. Dunkelhäutige und Verschleierte brauchen hierzulande immer Vitamin D, selbst bei Arbeit im Freien. Hier sind Messungen alle paar Jahre sinnvoll, ebenso bei Risikofaktoren für Osteoporose.

(1) Sutherland JP. Ann Int Med 2022; 175:1552-1559. (2) Martineau AR et al. BMJ 2017;356:i6583

Wo sollte man Vitamin D kaufen? In der Dezemberausgabe 2018 macht das Verbrauchermagazin Ökotest einen feinen Unterschied zwischen apothekenpflichtigen, aber wohlgemerkt rezeptfreien Vitamin D-Präparaten, deren grundsätzliche Wirksamkeit es postuliert, und dem in Drogerien und Supermärkten erhältlichen Vitamin D als Nahrungsergänzungsmittel, die es für gesunde Verbraucher als grundsätzlich nutzlos klassifiziert - Zitat: "Nahrungsergänzungsmittel floppen. Alle Arzneimittel können wir empfehlen." Dabei geht die Ökotest-blackaktion vermutlich davon aus, das "Apotheken-Vitamin D" nur nach " ärztlicher Rücksprache und Kontrolle" bzw. Diagnose eines Mangels verkauft wird, das stimmt aber nicht - eben weil es rezeptfrei ist! Paradoxerweise wurden diejenigen Nahrungsergänzungsmittel abermals abgewertet, welche 1000 I.E. des Vitamins enthalten - ein wenig mehr als empfohlen - wohingegen die apothekenpflichtigen Präparate allesamt 1000 I.E. pro Tablette bieten. Pharmakologisch lässt sich das nicht nachvollziehen. So bediene mich weiter im Supermarkt, wenn mein Alltag nicht genug Sonne bietet.

7) Nach 1970 geboren? Schauen Sie im Impfpass nach, ob Sie zweimal gegen Masern geimpft sind!

Eine Weile dachten wir Ärzte, eine einmalige Masernimpfung wäre ausreichend. Seit einigen Jahren wissen wir, dass sie es leider nicht ist: in Deutschland erkranken jedes Jahr 500-1000 Personen an Masern. 30 bis 50% davon waren geimpft - aber eben nur einmal. Also: wenn einmal oder kein Mal geimpft sind, kein Impfpass mehr vorhanden oder sonstwie die Situation unbekannt ist, in all diesen Fällen wird zur Sicherheit eine Impfung noch im Erwachsenenalter empfohlen - solange keine Immunschwäche besteht. Denn einen von 1000 Masernerkrankten triff es schwer: das Immunsystem ist damit so ausgelastet, dass Lungen- und Hirnentzündungen die Folge sind, teils mit bleibenden Schäden oder gar tödlichem Ausgang. Achtung: Bei Kinderwunsch sollten unbedingt zwei Impfungen gegen Masern und Röteln VOR der Schwangerschaft erfolgt sein, damit diese Krankheiten nicht in der Schwangerschaft das ungeborene Kind schädigen. Neu seit 1.3.2020: das Masernschutzgesetz. Nicht nur Kinder, auch alle die im Gesundheitswesen und Betreuungseinrichtungen beschäftigt sind und nach 1970 geboren wurden, müssen bis 1.7.2021 den Nachweis ihrer Masernimmunität via Impfpass oder ärztlichem Attest erbringen. Das beinhaltet "die in Gemeinschaftseinrichtungen oder medizinischen Einrichtungen tätig sind wie Erzieher, Lehrer, Tagespflegepersonen und medizinisches Personal." (...) Auch Asylbewerber und Flüchtlinge in einer Gemeinschaftsunterkunft müssen den Impfschutz aufweisen. Sonst drohen Bußgelder gegen die einzelne Person und die Leitung der Einrichtung. Darüber hinaus wird die zweimalige Masernimpfung für Studenten und Lehrkräfte an Universitäten und Fachhochschulen empfohlen.

8) Ab 40 Jahre hohen Blutdruck erkennen: Bluthochdruck ist neben Rauchen, Diabetes und hohem Cholesterin ein treibender Faktor der Gefäßalterung. Demenz, Schlaganfälle, Herzinfarkte, Herzschwäche, Nierenversagen und Durchblutungsstörungen der Beine ("Schaufensterkrankheit") sind Jahrzehnte später die Folgen. Bluthochdruck verursacht manchmal Kopfschmerzen, sonst kann er lange - wie Diabetes - unbemerkt bleiben. Die Selbstmessung wie die Einzelmessung beim Arzt sind stark situationsabhängig. Im Zweifelsfall, besonders bei Diabetikern und zur Therapiekontrolle sollte als Goldstandard eine 24-Stunden-Langzeitmessung erfolgen, die wir durchführen können. Aus vielen Messungen liefert sie repräsentative Mittelwerte und klare Antworten.

9) Ab 50 Jahre Vorsorge gegen Dickdarmkrebs: d. h. Stuhltests, ab 50 (Männer) bzw. 55 Jahre (Frauen) eine Dickdarmspiegelung (Koloskopie) zur Erkennung und Entferung bereits von Vorstufen(Polypen).

Sind Vater, Mutter, Geschwister davon betroffen, dann wird das schon ab 50 Jahre und noch früher bezahlt. In unserer Bevölkerung besteht ein Risiko von 6%, an Dickdarmkrebs zu erkranken, bei einem Fall bei unter erstgradig Verwandten sind es 10%. Dabei entwickelt sich der Krebs nur ganz langsam, über viele Jahre aus Polypen. Werden diese im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung abgetragen, können sie auch nicht mehr bösartig entarten. Dickdarmkrebs ist somit weitgehend vermeidbar. Auch wenn es heute sehr gute Behandlungsmöglichkeiten gibt: trotzdem sehen Erkrankte ihre Ärzte öfters, als es ihnen lieb ist. Dagegen dauert eine Koloskopie bei einem geübten Magen-Darm-Spezialisten mal eben eine Viertelstunde - und die vergeht mit ein paar Mittelchen "wie im Schlaf".

10) Ab 60 Jahre Impfungen gegen COVID-19, die Influenza-Grippe, Lungenentzündungen (Pneumokokken) und die Gürtelrose, bei bestimmten chronischen Krankheiten auch früher.

Eine jährliche Corona-Auffrischung wird in Deutschland allen Personen über 60 Jahre oder mit Risikofaktoren empfohlen. Nicht nur als Schutz vor der eigentlichen Krankheit ist das sinnvoll, auch Herzinfarkte, Schlaganfälle, Diabetes und hoher Blutdruck sind nach COVID-19 häufiger.

Die Grippeimpfung ist in jedem Alter sinnvoll – aber leider keine Kassenleistung zwischen 18 und 60 Jahren - außer in der Schwangerschaft, Vorerkrankungen, Immunschwäche oder häufigen Personenkontakten. Dabei profitieren auch junge gesunde Personen, weil die weniger immunologische Erfahrung haben als rüstige 60jährige. Nehmen Sie kostenlose Angebote vom Betriebsarzt an oder nutzen Sie die Erstattung durch Ihre Krankenkasse. Die Impfung ist effektiver, wenn sie jedes Jahr durchgeführt wird. Im Rahmen einer Influenza treten öfter Herzinfarkte und Lungenentzündungen auf. Durch die Impfung sterben Ältere seltener an der Influenza. Und nicht nur das: Nach der "spanischen Grippe" 1918 beobachtete man eine Häufung von Parkinsonpatienten bis 1930. Eine dänischen Versicherungsdaten konnte 2019 höhere Parkinsonzahlen zehn Jahre oder länger nach Influenza bestätigen. Eine andere Auswertung fand unter 2,3 Mio. über 65jährigen US-Amerikanern deutlich seltener Alzheimer- Erkrankungen (relatives Risiko 0,6), wenn diese mindestens sechs Grippeimpfungen erhalten hatten. Diese Statistiken beweisen noch keinen ursächlichen Zusammenhang, sind aber auffällig und für meine eigene Gesundheit ein weiterer Grund für die jährliche Impfung.

Die Gürtelrose ist eine Reaktivierung von Windpocken aus dem Kindesalter, welche in den sensiblen Nerven jahrzehntelang überwintert haben. Auf die gesamte Lebenszeit bezogen, erkrankt jeder Dritte daran, einer von 20 Erkrankten leidet unter wochen-, teils monatelangen einschießenden und brennenden Schmerzen. Dank meiner früheren Tätigkeit in einer Schmerzambulanz bin ich mit der Behandlung vertraut, aber trotzdem braucht das kein Mensch. Möglicherweise erhöht eine Gürtelrose auch das Demenzrisiko, nach Impfung ist es 20% niedriger - siehe Punkt 12. Die Impfung dagegen (Shingrix®) ist reguläre Kassenleistung für alle über 60 Jahre, bzw. ab 50 Jahre bei Diabetes, Asthma, COPD, Nierenschwäche, Immunschwäche wie HIV oder bei verschiedenen Autoimmunerkrankungen (Darm, Rheuma). Wichtig: die hohe Schutzwirkung (90% über vier Jahre, 80% über 8 Jahre) ist nur gegeben, wenn eine zweite Impfung nach 2 bis 6 Monaten folgt! Nehmen Sie sich für den Tag der Impfung wie für den Folgetag nichts vor, oft ist man recht schlapp danach.

In unserer Bevölkerung besteht ein durchschnittliches Risiko von 1:200 pro Jahr (!) eine Lungenentzündung zu erleiden. Das ist eine schwere Infektion besonders für Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen. Die häufigste Ursache sind "Pneumokokken": kugelförmige Bakterien, die man sich das ganze Jahr auf der Straße einfangen kann. Da sie anders als Grippeviren (Influenza) nicht ständig ihr Aussehen verändern, wird die Impfung nur alle sechs Jahre aufgefrischt.

Deutlich seltener sind schwere Atemwegsinfekte durch das Respiratory-Synzytial-Virus (RSV) bei über-60jährigen: etwa eine Person von 500 erkrankt während der Erkältungssaison. Die seit 2023 verfügbaren Impfstoffe verhindern dies in rund 75%. Werden 2000 über-60jährige geimpft, dann erkrankt eine trotzdem, dreien hat die Impfung eine schwere Krankheit erspart ... und 1996 Personen haben keinen Nutzen davon. Der Impfstoff AREXVY® ist dank einen Wirkverstärker etwas effektiver als ABRYSVO® (80 vs. 66%) zu Lasten häufigerer Nebenwirkungen. Aktuell gibt es hierzu keine Empfehlung durch die STIKO. (Quelle: arznei-telegramm vom 20.10.2023)

11) Ab 60 Jahre: Schlaganfälle verhindern.

Bei 5% aller über 60-jährigen und bei 10% aller über 75-jährigen Menschen fehlt dem Puls jede Regelmäßigkeit („absolute Arrhythmie“) - zeitweise oder dauerhaft. Die einzelnen Pulsschläge sind typischerweise unterschiedlich kräftig. Ursache ist „Vorhofflimmern“, eine Rhythmusstörung in den Vorhöfen des Herzens, wo sich das Blut vor dem Einströmen in die Kammern sammelt. Damit bleibt eine koordinierte Entleerung der Vorhöfe aus, die Kammern schlagen unregelmäßig und die Pumpleistung fällt etwas ab. Noch dazu können sich in den „Herzohren“ - das sind Ausstülpungen der Vorhöfe - Blutgerinnsel bilden. Ausgespült als „Embolus“, verstopft ein solches Gerinnsel Arterien:

(1) im Kopf - Ursache von 20% aller Schlaganfälle,

(2) in den Armen, Beinen - schlagartig stärkste Schmerzen mit weißen Arm oder Fuß, oder

(3) in den Bauchgefäßen - schlagartig stärkste Bauchschmerzen.

Je nach individuellem Schlaganfallrisiko (0 bis 15% pro Jahr) ist eine Blutverdünnung sinnvoll, außer bei sehr hoher Blutungsgefahr. Tasten sie regelmäßig ihren Puls, am besten täglich. Sie werden schnell ein Gefühl für die Frequenz (mit einer Uhr über eine Minute auszählen) und den Takt bekommen. Die teils kostenlose App für ihr Smartphone hat ihren Nutzen in wissenschaftlichen Studien zur Verhinderung von Schlaganfällen nachgewiesen und ist ein zugelassenes Medizinprodukt. Sie können auch ein Blutdruckmessgerät mit Arrhythmie-Erkennung kaufen, am besten mit einer Oberarmmanschette. Manche Smartwatches können vereinfachte EKG´s aufzeichnen und damit die ärztliche Diagnostik ergänzen. Allerdings hatten beschwerdefreie (!) Episoden von Vorhofrasen über wenige Stunden ("atrial high rate episodes", "AHRE") in der NOAH-AFNET-6-Studie ein niedrigeres Schlaganfallrisiko als im üblichen CHA2DS2-VASc-Score kalkuliert, das sich nicht durch die übliche Blutverdünnung senken lies. Die ARTESIA-Studie zeigte absolut nur einen minimalen Nutzen (0,78 vs. 1,24% Schlaganfälle/Jahr). 250 Personen müssten ein Jahr lang eine Blutverdünnung einnehmen, damit ein Schlaganfall verhindert wird. In Anbetracht der erhöhten Blutungsgefahr durch eine Blutverdünnung gilt ein Schlaganfallrisiko von 1% nicht als harter Grund dafür. Gerne klären wir umgehend Verdachtsmeldungen (unregelmäßiger Puls, App, Smartwatch) mit EKG und Langzeit-EKG-Aufzeichnungen über 24 Stunden. Rufen sie bei unregelmäßigem Puls oder Alarmmeldungen der Selbstmessungen UND gleichzeitigem Schwindel, Brustschmerzen oder Schlaganfallzeichen den Rettungsdienst. (Mainz 19222, sonst Euro-Notruf 112)

12) Ab 75 Jahre: Nur nicht dement werden.

Heißt: Mit dem Rauchen aufhören. Wenig oder kein Alkohol (Bei Männern max. fünf Bier oder Glas Wein/pro Woche, bei Frauen die Hälfte). Ausreichend Vitamin B12 und Folsäure. Gesellschaft. Intellektuelle und sportliche Herausforderungen. Möglicherweise helfen beim letzten Punkt Hörgeräte und die rechtzeitige Operation eines grauen Stars (Linsentrübung). In Wales war bei Personen, die mit dem alten Impfstoff Zostavax gegen Gürtelrose geimpft waren, eine Demenz zu 20% seltener. Unter 2,3 Mio. über 65jährigen US-Amerikanern fanden sich deutlich seltener Alzheimer-Erkrankungen (relatives Risiko 0,6), wenn diese mindestens sechs Grippeimpfungen erhalten hatten. Diese Bevölkerungsstudien liefern keine Beweise, das Impfungen indirekt gegen Demenz schützen - doch die Unterschiede sind deutlich.

13) Nicht als letztes an eine Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung denken.

In einer Vorsorgevollmacht legen Sie fest, wer für Sie Entscheidungen treffen soll, wenn Sie selbst dazu nicht mehr in der Lage sind: nicht nur in medizinischen Fragen, auch für die Vermögensverwaltung oder den Aufenthaltsort. Sonst wird in einer solchen Situation von einem Gericht jemand aus der Familie oder jemand Ihnen Fremder zum Betreuer bestellt. Am besten sprechen Sie mit dem Vorsorgebevollmächtigten über Ihre Wünsche, (1) in welchen Situationen (Z. B. dauerhafte Bewusstlosigkeit oder Endstadium einer tödlichen Krankheit) Sie (2) welche medizinischen Maßnahmen und Fürsorge Sie noch wünschen (z. B. Schmerztherapie, Linderung von Atemnot, seelischen Beistand) oder nicht mehr (z. B. lebenserhaltende Maßnahmen). In einer Patientenverfügung legen Sie diese Wünsche schriftlich fest. Sollten Sie keine Entscheidungen mehr für sich selbst treffen können, spricht Ihr Vorsorgebevollmächtigter für Sie und kann mit den Ärzten in Ihrer Patientenverfügung nachlesen. Eine Hilfe zum Erstellen der Patientenverfügung finden Sie auf der Seite des Bundesjustizministeriums. Eine andere, mit Videos illustrierte Hilfe bietet der Malteser Hilfsdienst. Eine ärztliche Beratung zur Patientenverfügung wird nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) berechnet und kostet in unserer Praxis je nach Dauer 25 bis 45 Euro. Auch ohne vorige Beratung speichern wir kostenlos Ihre Patientenverfügung und Vorsorgebevollmächtigung in Ihrer Akte in unserer Praxis ab. Damit Ihr Wille auch im Fall des Falles berücksichtigt werden kann, brauchen wir vorab Ihr Einverständnis, diese an die behandelnden Ärzte weitergeben zu dürfen. Die Vorsorgevollmacht wird am Besten auch im Zentralen Vorsorgeregister der Bundesnotarkammer registiert. Die Kosten betragen rund 20 bis 30 Euro.